Die Kundenretouren – also die Rückgabe von Waren nach dem Kauf und innerhalb der gesetzlichen Rückgabefrist – stellen nicht nur den Handel, sondern auch unseren Planeten und unsere Umwelt vor ein mächtiges Problem. Denn die Vernichtung von unverkäuflichen Produkten und die Entsorgung von Abfällen die durch Warenrückgaben entstehen hinterlassen ihre Spuren. Aber warum ist dieses Problem heute aktueller denn je? Aus mehreren Gründen.
Eine immer dichter werdende Population
Eine wachsende Bevölkerung unseres Planeten und auch ein dichter besiedeltes Europa in Kombination mit einem höheren Reichtum resultieren in steigendem Konsum und mehr Käufen. Und der gesteigerte Konsum bedeutet natürlich auch mehr Rückgabe von Produkten. Sprich: eine höhere Anzahl der Transaktionen bedeutet im Umkehrschluss statistisch auch eine höhere Anzahl an Warenrückgängen.
Die Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Gesetzeslage ist heute – im Vergleich zu noch vor 50 Jahren – deutlich klarer auf der Seite des Kunden, wenn es um die Rückgabe von Waren geht. Und zwar sowohl was den Grund, als auch was den zeitlichen Umfang des Rückgaberechts angeht. Der Käufer kann sein erworbenes Produkt also vielerlei Gründen zurückgeben. Zum Beispiel, weil das Produkt den Zweck nicht erfüllt: Bestellte Kleider, die nicht passen oder ein Gerät, das mehr Geräusche verursacht, als Gedacht. Aber auch einfach, weil einem das Gekaufte doch nicht gefällt: Also, weil die Kleider nicht schick genug machen und das Gerät einfach nicht zur Küche oder zur Wohnzimmereinrichtung passt. Da lassen sich natürlich schnell Gründe finden, warum man etwas doch lieber zurückschickt. Und dazu kommt noch das Problem, dass man sich für diese Entscheidung recht lange Zeit lassen kann: Meist um die 30 Tage kann sich ein Kunde überlegen, ob er den Artikel nicht lieber doch zurückgeben möchte und sich anderweitig noch mal umschaut. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel doch zurückgeht deutlich höher.
Der Handel im Internet
Ein anderer wichtiger Punkt ist der Handel im Internet. Der Onlinehandel nimmt, im Vergleich zum Einzelhandel, einen immer größeren Marktanteil ein. In Deutschland, in Europa und weltweit. Das bedeutet gleichzeitig, dass mehr Ware, die nicht physisch begutachtet werden konnte, bestellt wird. Als Resultat dessen, steigt logischerweise auch die Anzahl der Retouren: Ware die der Kunde – von seinem Rückgaberecht Gebrauch machend – zurückschickt. Denn dieser sieht die Ware ja erst, wenn sie bei ihm ankommt. Also ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein endgültiger Kauf nicht stattfindet. Was beim Onlinehandel besonders zu Lasten der Umwelt geht sind die Transporte und Transportwege. Denn jeder Artikel wird individuell versendet und individuell zurückgeschickt. Dies belastet die Umwelt nicht nur mit Vernichtung von unverkäuflichen Waren und der Entsorgung von Verpackungsmaterialen, sondern auch mit dem zusätzlichen CO2 Abdruck der individuellen Transportwege.
Die einfacher werdende Infrastruktur
Ein ebenso sehr gewichtiger Punkt, der die Quote der Retouren erhöht, ist die Tatsache, dass die Händler die Rückgabe möglichst einfach gestalten. Dies mag zunächst kontraproduktiv für den Händler erscheinen, allerdings nur auf den ersten Blick. Denn in einer Gesellschaft, in der das Rücksenden oder Zurückgeben von Ware als normal gilt, wird eine vereinfachte Rückgabe als großer Pluspunkt angesehen. Und dies wollen sich viele Händler nicht entgehen lassen. Sie akzeptieren eine höhere Rücklauf-Quote in Gegenrechnung zu einem gesteigerten Gewinn von Neukunden bzw. einer verbesserten Bindung bestehender Kundschaft.
Aber ob nun wegen verbesserter Infrastruktur zur Rückgabe, dem florierenden Handel im Internet, den gesetzlichen Rahmenbedingungen oder der höheren Weltbevölkerung: Die Zahl der zurückgegebenen Waren und Produkten steigt immer weiter. Und ob die rückgesendeten Artikel nun nicht gefallen, nicht passen oder nicht funktional sind oder auch nur zurückgeschickt werden, weil man sie wo anders günstiger gesehen hat … das Ergebnis ist dasselbe: Der größte Verlierer ist meistens die Umwelt:
Mehr unnötiger Verpackungsmüll
Bei einer Rücksendung von Produkten ist es sehr oft der Fall, dass das Produkt zwar unbeschädigt ist und wieder verkauft werden kann, allerdings muss in vielen Fällen die Verpackung erneuert werden. Umverpackungen, Kartonage innen im Produktpaket, eingeschweißte Einzelteile … diese müssen oft ausgetauscht werden und erzeugen viel Müll und verbrauchen Ressourcen die uns eigentlich wertvoller sein sollten.
Vernichtung und Entsorgung von nicht wieder verkaufbarer Ware
Nicht jedes zurückgegebene Produkt kann problemlos wieder zurück in den Verkauf gehen. Ein Originalverpackter Artikel kann problemlos wieder in den Lagerbestand eingepflegt werden, aber oft ist das nicht möglich. Ein Artikel, der benutzt wurde, nicht gefiel und dann zurückgeschickt wurde ist oft nicht mehr ohne Probleme zu verkaufen. So muss bei der Ware im besten Fall zwar nur die Verpackung entsorgt und erneuert werden. Oft kann sie aber nur noch als B Ware verkauft werden oder muss meistens aber komplett vernichtet und entsorgt werden. Dies stellt ein enormes Problem dar, da somit nicht nur viele Rohstoffe verloren gehen, sondern auch bei der Produktion freigesetzten CO2 grundlos in die Atmosphäre gelangt und eingesetzte Energie unwiederbringlich verschwendet wurde.
Was sind die Auswege?
Eine verbesserte Nutzung aller Rohstoffe des Produktes wäre hier sehr wünschenswert. Gesetzliche Vorgaben könnten beispielsweise mehr Produkte vor der Vernichtung bewahren und effizient der Wiederverwertung zuführen. Dasselbe gilt für Verpackungsmüll – sowohl für die Produktverpackung selbst als auch für die Sendungsumverpackung. Hier könnte erstens noch einiges an Rohstoffen eingespart und zweitens mehr ins Recycling zurückgeführt werden.
Der größte Hebel sitzt aber – wie so oft – bei jedem einzelnen Kunden. Es liegt auch in der eigenen Verantwortung zu bestellen und zu kaufen was man auch wirklich benötigt. Alles in Allem ist die Lösung wohl eine Kombination aus einem besseren Kaufbewusstsein des Einzelnen, mehr Einsparung beim Verpackungsmüll und einer besseren Wiederverwertung unverkaufbarer Produkte.